Medienmitteilung «Die ganze Welt in einem Herbarium. Jubiläumsausstellung zum 400. Todestag von Caspar Bauhin»
Heute ist es für uns eine Selbstverständlichkeit: Eine Kartoffel ist eine Kartoffel und eine Sonnenblume ist eine Sonnenblume. Die meisten Menschen meinen damit dieselbe Pflanze. Dies war nicht immer so. Caspar Bauhin (1560–1624) trug wesentlich zur Ordnung und Systematik der Pflanzenarten bei. 1589 in Basel zum ersten Professor für Medizinische Anatomie und Botanik der Universität Basel ernannt, richtete er den botanischen Universitätsgarten ein und etablierte die Botanik als eigenständige Wissenschaft. Sein umfangreiches Kontaktnetz mit Botanikern aus ganz Europa versorgte ihn mit neu entdeckten Pflanzen – auch aus Übersee. In seinem Herbarium, seiner Sammlung getrockneter und gepresster Pflanzen, sind zwei Drittel der damals bekannten Arten versammelt.
In der Medizin des 14. und 15. Jahrhunderts fanden Pflanzen nur wegen ihrer Heilwirkung Beachtung. Erst die Renaissance weckte das forschende Interesse an der lokalen Pflanzenwelt. Im 16. Jahrhundert gab es jedoch noch keine nachvollziehbaren Regeln, um die rasch wachsende Vielfalt bekannter Arten zu beschreiben, zu benennen und zu ordnen. Wer sich mit Pflanzen beschäftigte, war mit einer babylonischen Namensverwirrung konfrontiert. Gleichzeitig wuchs der Wunsch, die Vielfalt anhand beobachteter Ähnlichkeiten anstatt alphabetisch zu ordnen.
Caspar Bauhin (1560–1624) machte die Botanik in Basel zur eigenständigen Wissenschaft. Er entstammte einer angesehenen protestantischen Medizinerfamilie, die 1543 aus Frankreich nach Basel flüchten musste. Nach Lehrjahren bei den wichtigsten Botanikern seiner Zeit in Italien und Frankreich wurde er 1589 zum ersten Professor für Medizinische Anatomie und Botanik berufen. Bauhin gründete den botanischen Universitätsgarten und etablierte botanische Exkursionen in die Umgebung der Stadt.
Herausragende Forscherpersönlichkeit der Universität Basel
In seinem Herbarium sammelte Caspar Bauhin mehr als zwei Drittel der damals bekannten Pflanzenarten, darunter auch viele aus der Neuen Welt. Er machte es sich zur Lebensaufgabe, die rasch anwachsende Vielfalt zu sichten, neu zu benennen und systematisch zu ordnen. Jürg Stöcklin, einer der Kuratoren der Ausstellung sagt: «Das war nicht nur eine Herkulesaufgabe, sondern eine für die damalige Zeit ausserordentliche Leistung, die den wissenschaftlichen Ruf des Baslers als Vorläufer Carl von Linnés begründete und ihn zu einer der herausragenden Forscherpersönlichkeiten der Universität Basel macht.»
Die Ausstellung zeigt anhand von Exponaten aus dem Herbarium von Caspar Bauhin und der Universitätsbibliothek Basel die Bedeutung von Bauhins Forschungs- und Vermittlungsarbeit für die Botanik bis zum heutigen Tag. Kuratiert wurde sie von Jürg Stöcklin (Universität Basel, Departement Umweltwissenschaften und Basler Botanische Gesellschaft BBG) und Jurriaan M. de Vos (Universität Basel, Departement Umweltwissenschaften, Kurator Herbarien Basel), die Szenografie stammt von Julia Taubert und die Ausstellungsgrafik von Kristin Metho. Ermöglicht wurde die Ausstellung durch die finanzielle Unterstützung der Stiftung zur Förderung der Pflanzenkenntnis, der Christoph Merian Stiftung, der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft und der Basler Botanischen Gesellschaft.
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