Umschlagplatz "Olten"
Im Rahmen des Projekts Google Books Logistik stellt die UB seit 2023 Druckschriften des 18. und 19. Jahrhunderts bereit. Diese werden von Google digitalisiert und auf der Plattform Google Books publiziert. Hier bilden wir – Station für Station – die Reise der Bücher ab.
Einmal im Monat parkt ein Transporter beim UB-Ausgang, liefert 6000 Bücher ab und nimmt wieder 6000 Bücher mit. Sein Fernziel ist das Google-Digitalisierungszentrum. Nach derzeitigem Stand wird dieses Prozedere 24 Mal wiederholt, sodass am Schluss rund 140000 UB-Titel von Google digitalisiert und publiziert sein werden. Schaltzentrale und Umschlagplatz für das Grossprojekt ist «Olten». So wurde der Projektraum an der UB getauft, nachdem Bücher und Wagen hier zusammenkommen, umgeladen und in verschiedene Richtungen wieder wegtransportiert werden. Um das Projekt reibungslos abzuwickeln, ist viel logistisches Geschick gefragt. Google Books wird in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Bern, der Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern und der Zentralbibliothek Zürich durchgeführt.
Die UB hat von Google eine «Wunschliste» mit gedruckten Werken aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten. Dabei handelt es sich um Werke, die urheberrechtsfrei und noch nicht auf der Plattform Google Books sind. Anschliessend überprüfte die UB die Liste und definierte, welche Bücher Teil des Projekts werden können und welche zu wertvoll für den Transport sind oder aus anderen Gründen nicht in Frage kommen. Übrig geblieben ist eine Liste von 170 000 Titeln, die in eine Datenbank überführt wurden. Geordnet nach Signaturen werden regelmässig Auftragszettel gedruckt. Die Magaziner*innen nehmen einen Stapel Auftragszettel und einen Google-Bücherwagen und heben die betreffenden Bücher aus dem Magazin aus. Sie deponieren einen Stellvertreter im Regal und legen den Auftragszettel jeweils ins Buch. Sobald ein Wagen voll ist, wird er zur nächsten Station gefahren: zur konservatorischen Vorkontrolle.
Die Konservator*innen-Restaurator*innen überprüfen jedes einzelne Buch auf Zustand, Öffnungswinkel, Material und Bindung. Die Bücher, die der Kontrolle sofort standhalten, werden für Transport und Digitalisierung durch Google freigegeben. Bücher, bei denen konservatorische Sicherungs- und Stabilisierungsmassnahmen dazu führen werden, dass sie transportier- und digitalisierbar sind, werden in einem zweiten Schritt ebenfalls freigegeben. Bücher, die sich aufgrund von Material, Format oder Öffnungswinkel nicht für das Projekt eignen, gehen nicht aus dem Haus und werden zurück an ihren Standort gestellt. In der Datenbank wird dokumentiert, warum sie fürs Projekt nicht berücksichtigt werden können.
Nun fahren die Magaziner*innen die fürs Projekt freigegebenen Bücher nach «Olten». Dort werden die Barcodes der Bücher verbucht, die Bücher gepolstert, mit Spanngurten fixiert und verpackt. Jeder Wagen bekommt ein Deckblatt mit eigenem Barcode zur Identifizierung und Rückverfolgung. Die Metadaten für Google und Zollpapiere werden generiert und bei der Handelskammer beider Basel wird ein Carnet ATA beantragt. Die nächste Fracht ist jetzt startklar.
Einmal im Monat holt eine Transportfirma 20 vollbepackte Bücherwagen an der UB ab. Nachdem die wertvolle Fracht im Laster ist, wird dieser verplombt, die Übergabepapiere werden unterzeichnet und Zollpapiere ausgetauscht. Auch in der Datenbank wird die Fracht «eingeladen und auf den Weg geschickt». So ist der Standort eines Buches jederzeit überprüfbar. Dann geht’s los Richtung Google Scanzentrum.
«Fahr’n, fahr’n, fahr’n auf der Autobahn» (Kraftwerk: Autobahn, 1974)
Der Transporter lädt die Bücherwagen aus und übergibt die Bücher dem Google-Scanzentrum zur Digitalisierung. Danach werden sie auf Google Books publiziert, wo sie im Volltext durchsuchbar sind. Die UB kann die Daten beziehen und in ihr Langzeitarchiv überführen.
Sind die Bücher von Google digitalisiert, werden sie wieder auf Bücherwagen verpackt und zurück an die UB gefahren. Die Magaziner*innen laden sie aus und rollen sie nach «Olten».
«Olten» wurde in der Zwischenzeit gereinigt. Die Konservator*innen-Restaurator*innen führen jetzt die konservatorische Nachkontrolle durch und überprüfen die Bücher auf allfällige Schäden. Sobald die Bücher freigegeben sind, registrieren die Magaziner*innen in der Datenbank, dass sie zurück an der UB sind.
Jetzt können die Bücher reponiert, das heisst an ihren Standort zurück ins Regal gestellt werden.
Ab sofort können sie wieder in den Sonderlesesaal bestellt oder aber weltweit auf Google Books eingesehen werden.