UNESCO würdigt Nietzsches Nachlass
Im April 2025 wurde der literarische Nachlass von Friedrich Nietzsche ins UNESCO-Register «Memory of the World» aufgenommen. Diese Auszeichnung würdigt die herausragende Bedeutung von Nietzsches literarischem Schaffen für die internationale Kultur- und Geistesgeschichte. Gleichzeitig stärkt sie die Rolle von Gedächtnisinstitutionen, Kulturerbe für die Nachwelt sicher aufzubewahren und für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Friedrich Nietzsche (1844–1900) zählt zu den bekanntesten, einflussreichsten und auch umstrittensten Denkern der jüngeren Zeit. Seine Resonanz ist bis heute in vielen Bereichen der kulturellen, sozialen und ästhetischen Forschung lebendig. Entgegen der Tatsache, dass Nietzsche vorgab, unzeitgemäss zu sein, ist sein Werk bezeichnend für seine Zeit und ihre kulturellen Umwälzungen. Indem er über den Aufstieg der Industriekultur, der wissenschaftlichen Technik und des Geschichtsbewusstseins nachdachte, beobachtete er auch den Verlust der Gewissheit, den Rückgang der gemeinsamen religiösen Orientierung und die Ungewissheit über die Zukunft.
Nietzsche wirkte von 1869 bis 1879 als Professor für griechische Sprache und Literatur an der Universität Basel. In dieser Zeit entstanden wegweisende Werke wie «Die Geburt der Tragödie», «Unzeitgemässe Betrachtungen» und «Menschliches, Allzumenschliches ». Sein Briefwechsel mit Franz Overbeck, Jacob Burckhardt und weiteren Basler Gelehrten bezeugt seine enge intellektuelle Verwurzelung mit der Stadt. Basel ist ein wichtiger Standort der Nietzsche-Forschung.
Der grösste Teil des literarischen Nachlasses wird im Goethe- und Schiller-Archiv Weimar aufbewahrt – weitere Teile befinden sich in Basel und Sils Maria. Die UB Basel und das Staatsarchiv Basel-Stadt besitzen zahlreiche Originalmanuskripte und persönliche Dokumente Nietzsches, darunter das einzige erhaltene Fragment zum Manuskript von «Der Fall Wagner» (1888)», dem letzten Werk, das er noch selbst veröffentlicht hat. Diese Quellen wurden von Wegbegleiter*innen wie Meta von Salis oder Franz Overbeck zusammengetragen und bilden die Basis einer sachlichkritischen Forschungstradition, die sich von der früheren Heroisierung des Denkers deutlich absetzt.

Dokumente von universellem Wert
Das Weltdokumentenerbe ist ein Verzeichnis des Programms «Memory of the World», das 1992 von der UNESCO gegründet wurde. Es verzeichnet Schriftstücke, Manuskripte, Bild-, Ton- und Filmdokumente, Buch- und Archivbestände sowie andere Dokumente, die von internationalem Interesse und universellem Wert sind.