
Bookmark 25 - eine Werkschau der UB Basel
Bibliotheken waren schon immer frühe Nutzerinnen technischer Innovationen. Der aufkommende Buchdruck im 15. Jahrhundert ist das beste Beispiel. Aber so weit muss man für diese Ausgabe unseres Bookmarks gar nicht zurückgehen. Stattdessen blicke ich auf die goldenen Zeiten der Schreibmaschine zurück. Vor 100 Jahren findet man im Jahresbericht der UB den Hinweis, dass ein Antrag der Bibliotheksleitung zur Beschaffung von Schreibmaschinen den Regierungsrat veranlasste, «der Bibliothek in seiner Gesamtheit einen Besuch abzustatten». Hierbei hielt der Oberbibliothekar einen Vortrag über die Verwendung der Schreibmaschinen im Bibliotheksdienst, wo sie vor allem für die Katalogisierung eingesetzt wurden.
Natürlich wurden Schreibmaschinen schon vor 1925 genutzt. So war zum Beispiel Friedrich Nietzsche aufgrund seiner schlechten Gesundheit sehr an einer Schreibmaschine als Schreibhilfe interessiert und schrieb 1881 an seinen Freund Franz Overbeck: «Ich habe mit dem Erfinder der Schreibmaschine, Herrn Malling Hansen in Kopenhagen, Briefe gewechselt, ein solches Instrument, bei dem die Augen nach einer Woche Übung gar nicht mehr thätig zu sein brauchen, wäre unschätzbar für mich.» Eine Maschinenschriftprobe von Nietzsche befindet sich im literarischen Nachlass von Nietzsche, der im April ins UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen wurde.
Heute beschäftigen wir uns mit neuen Technologien, die weit über die Schlagkraft einer Schreibmaschine hinausgehen. Damals hat sie die Texte für den Menschen besser lesbar gemacht – heute macht unsere Bibliotheksinformatik die Texte auch für digitale Systeme zugänglich. So wird die UB jeden Tag ein bisschen offener – für Menschen, Maschinen und neue Ideen.
Alice Keller, Direktorin der UB
Auf Du und Du mit der Kunstszene

Der Nachlass von Annemarie Monteil (1925–2018)
Annemarie Monteil, die «Grande Dame der schweizerischen Kunstkritik», wurde 1925 in Solothurn geboren und lebte seit 1975 in Basel, wo sie 2018 starb. Seit 1970 war Annemarie Monteil hauptsächlich als Kunstkritikerin und Kunstautorin tätig und erhielt 1982 den Kulturpreis des Kantons Solothurn. 2020 kam ihr Nachlass auf Vermittlung von Isabel Zürcher an die UB Basel. Er enthält unter anderem über 2000 Beiträge in Zeitungen und Zeitschriften, die sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken und hauptsächlich aus Ausstellungs- und Buchrezensionen bestehen. Annemarie Monteil trug aber auch Materialien über verschiedene Künstler*innen zusammen und verfasste Texte für Ausstellungskataloge sowie Beiträge für verschiedene Radioformate. Eine besondere Freundschaft verband sie mit Ernst Beyeler, für den sie ebenfalls Texte über seine Ausstellungen verfasste, jedoch las sie auch dessen eigene Reden und Schriften, annotierte und korrigierte sie.
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Beitrag in der Kunstzeitschrift «du» 11/1982 über Ausstellungskataloge.
Signatur UBH NL 390 : A:II:a
Die Magie der Worte in Farben getaucht

Die Sammlung Fritz und Margrit Helber-Burkhardt
2024 erhielt die UB Basel von Fritz Helber-Burkhardt eine grosse Sammlung von Hermann-Hesse-Autografen geschenkt. Darunter befinden sich zahlreiche Aquarelle des Literaturnobelpreisträgers, die seine Werke illustrieren und den engen Zusammenhang zwischen Hesses schriftstellerischem und bildnerischem Schaffen eindrucksvoll dokumentieren. Diese Aquarelle zeigen nicht nur seine künstlerische Entwicklung, sondern spiegeln auch zentrale Motive und Stimmungen seiner Literatur wider. Auf seinen Aquarellen taucht die Landschaft in sanften Farben auf, als wäre sie aus Licht gemacht. Blau mischt sich mit Grün, ein rötlicher Streifen Erde leuchtet auf, darüber das fahle Gold der Nachmittagssonne. Hermann Hesse, Schriftsteller und Maler, war Basel auf vielfache Weise verbunden. 1904 heiratete er die Basler Fotografin Maria Bernoulli, es entstanden seine ersten Romane, und es wuchs sein Interesse an der Lebensreformbewegung. Nach tiefen persönlichen Krisen und zahlreichen Reisen entdeckte er in der Malerei einen neuen Ausdruck seiner Weltwahrnehmung.
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Aquarell zum Gedicht «Sommernacht»
Signatur UBH Autogr Helber-Burkhardt A:I:20w
Tüftler, Philosoph und Querdenker

Der Nachlass von Hans Gygax (1906–2004)
Der Nachlass des Basler Künstlers, Dichters und Literaten wird seit 2017 in der UB Basel archiviert. Sein Werk umfasst über 70 Jahre kreativen Scha ens, in denen er zunächst als Holzschnitzer, Illustrator und Kunsthandwerker tätig war. Bekannt sind seine humorvollen Grafiken und das beliebte Steckspielzeug «Faxlibutz», das in den 1990er-Jahren neu aufgelegt wurde. Mit dem Eintritt ins Pensionsalter wandte sich Gygax der Erforschung parawissenschaftlicher Phänomene zu und verarbeitete seine Ideen in tausenden auf einer Reiseschreibmaschine produzierten Typoskript-Schnitzeln, die er zu ganzen Konvoluten zusammenklebte. Mit 89 Jahren debütierte er damit als Literat und erhielt 1995 den Berner Literaturpreis. Sein «Gaxischer Kosmos» ist ein faszinierendes Materialgespinst, das Fragen zur langfristigen Archivierung aufwirft. Ein interdisziplinäres Projekt der UB Basel zielt darauf ab, Gygax’ umfangreiches Werk für die Nachwelt aufzubewahren und zugänglich zu machen. Diese Zusammenarbeit verspricht neue Einblicke und innovative Ansätze zur Erschliessung und Nutzung seines kreativen Erbes, wodurch Gygax’ literarisch-künstlerischer Nachlass nachhaltig gewürdigt wird.
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Hans Gygax’ unverzichtbares Arbeitsinstrument:
die handliche Reiseschreibmaschine Hermes Baby
Impressum
Herausgeberin Universitätsbibliothek Basel | Datum Juni 2025
Inhaltliches Konzept/Redaktion Nathalie Baumann
Grafisches Konzept/Gestaltung Continue AG
Texte Irene Amstutz, Nathalie Baumann, Urs Bieri, Bianca Burkhardt, Jürgen Enge, Alice Keller, Nikolett Lencsó, Noah Regenass, Storie Kulturagentur Fotos Africanway/iStock (Bauhin), Continue AG (Informatik, UB kennenlernen)
Korrektorat Birgit Althaler | Kontakt sekretariat-ub@clutterunibas.ch