
Die 1805 gegründete Israeltische Gemeinde Basel (IGB) ist Eigentümerin einer Spezialsammlung von Raritäten hebräischer und jüdischer Literatur aus allen Jahrhunderten der Buchproduktion sowie von frühneuzeitlichen Drucken mit Unikatcharakter, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Ihr Bestand bildet ein einzigartiges Zeugnis zur Geschichte der Gemeinde und zur jüdischen Kultur der Region. Die Bibliothek der IGB mit ihrer Sammlung gehört zudem zu den wenigen jüdischen Bibliotheken in Europa, die den Zweiten Weltkrieg und die damit verbundene systematische Zerstörung jüdischer Bücher und Bibliotheken unangetastet überstanden haben.
Seit 2023 wird der Bestand als langfristiges Depositum in der Universitätsbibliothek Basel (UB) aufbewahrt. Die Sammlung umfasst ca. 10'000 Bände und enthält die Bücher und Zeitschriften aus der Zeit vor 1950.
Das Depositum bildet eine wichtige Ergänzung der rund 3'500 hebräischen Bücher der UB, zu denen die Basler hebräischen Drucke aus der Zeit des 16. bis 18. Jahrhunderts und die 1705 angekaufte Bibliothek der Gelehrtendynastie Buxtorf gehören.
Die Bibliothek der IGB vereint die Bestände verschiedener historischer Büchereien und privater Sammlungen. Mit rund 8.500 Büchern und 1.400 Zeitschriftenbänden aus der Zeit vom frühen 16. Jahrhundert bis 1950 bietet die in der UB Basel aufbewahrte Sammlung einen einzigartigen Einblick in die jüdische Geistes- und Kulturgeschichte.
Die Sammlung gliedert sich in mehrere thematische Schwerpunkte:
Kernbestand hebräischer und rabbinischer Literatur
Im Zentrum steht eine bedeutende Sammlung ältester Talmuddrucke, Kommentare, Bibelausgaben und Gebetbücher ab dem 16. Jahrhundert. Ergänzt wird dieser Bestand durch zahlreiche, teilweise einzigartige Raritäten hebräischer und rabbinischer Literatur, darunter ein kabbalistisches Werk von Menachem ben Binyamin Recanati (1250-1310) aus dem frühen 16. Jahrhundert, das als Druck mit eingebundener Handschrift überliefert ist. (vgl. UBH ISR H 13865)
Seltene neuere Druckschriften und Dokumente
Aus der Zeit nach 1900 gibt es zahlreiche wertvolle und seltene Druckschriften, darunter Erstausgaben jüdischer Autor:innen. Hinzu kommen schwer zugängliche Kleinschriften und Dokumente zur jüdischen Kultur und Geschichte sowie bedeutende Schriften zu den Zionistenkongressen, die möglicherweise auf eine zionistische Bibliothek in Basel zurückgehen.
Bibliothek der B’nai B’rith Basel-Loge
Ein besonderer Teilbestand stammt von der 1905 gegründeten B’nai B’rith Basel-Loge, einer jüdischen Vereinigung nach dem Vorbild der Freimaurer. Hier finden sich wertvolle, zum Teil sehr seltene Bücher zu jüdischen Themen aus dem 19. und 20. Jahrhundert, darunter Erstausgaben des renommierten Berliner Schockenverlags (1931-1938).
Sammlung historischer Zeitschriften
Die Kollektion enthält seltene populäre und wissenschaftliche jüdische Zeitschriften und Zeitungen aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert in den Sprachen Hebräisch, Deutsch, Englisch und Französisch, darunter das «Magazin für die Wissenschaft des Judenthums», «Der Israelit», «Menorah», «Die Welt», die «Tribune Juive» u.a.