Medienmitteilung, 18. August 2025

Basel ehrt Friedrich Nietzsche. Der 125. Todestag des Philosophen und die UNESCO-Auszeichnung geben Anlass zur Würdigung seines Schaffens

Am 25. August 2025 jährt sich zum 125. Mal der Todestag von Friedrich Nietzsche (1844–1900). Im April dieses Jahres erklärte die UNESCO den literarischen Nachlass des so einflussreichen wie umstrittenen Philosophen und Dichters zum Weltdokumentenerbe. Dies sind gleich zwei Anlässe, um das intellektuelle Vermächtnis von Nietzsche in den Fokus zu rücken. In der Universitätsbibliothek Basel, die einen kleinen, aber bedeutenden Teil seines Nachlasses aufbewahrt, finden zu Nietzsche zwei Themenabende statt, zudem wird eine kleine Vitrinen-Ausstellung über seine vielschichtigen Bezügen zu Basel gezeigt. Weiter bietet Literatur|spur Stadtrundgänge zu jenem Mann an, der schrieb, «so wenig wie möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung […].»

Friedrich Nietzsche wirkte während zehn Jahren (1869 – 1879) als Professor für griechische Sprache und Literatur an der Universität Basel und am Basler Pädagogium. In dieser Zeit entstanden wegweisende Werke wie «Die Geburt der Tragödie», die vier «Unzeitgemässen Betrachtungen» und «Menschliches, Allzumenschliches». Die in Basel aufbewahrten Dokumente waren seit Nietzsches Umnachtung (1889) die Grundlage für eine sachlich-nüchterne Auseinandersetzung mit dem Leben und Werk des umstrittenen Philosophen – im Gegensatz zu der verherrlichenden und politisch instrumentalisierenden Nietzsche-Tradition seiner Schwester und Nachlassverwalterin Elisabeth Förster-Nietzsche in Weimar.

Feierlicher Anlass mit Regierungsrat Mustafa Atici

Anlässlich des 125. Todestages und der UNESCO-Auszeichnung stellt der Germanist und Nietzsche-Kenner David Marc Hoffmann am 27. August anhand ausgewählter Originaldokumente die Bedeutung des «Basler Nietzsche» vor. Das Grusswort wird Regierungsrat Mustafa Atici sprechen, war es doch ein Amtsvorgänger von ihm, Wilhelm Vischer-Bilfinger (1808 – 1874), der Nietzsche an die Universität Basel berufen hat.

Nietzsche im Film

Am 26. November wird David Marc Hoffmann anhand von Filmausschnitten zeigen, wie Nietzsche bis heute weit in die Populärkultur gewirkt hat. Ein Grund dafür formulierte der Schriftsteller Kurt Tucholsky bereits 1932: «Wer kann ihn nicht in Anspruch nehmen! Sage mir, was du brauchst, und ich will dir dafür ein Nietzsche-Zitat besorgen.» Das Spektrum der filmischen Bezüge auf den Philosophen und sein Werk ist breit, es reicht von Alfred Hitchcock über Roman Polanski bis zu Martin Scorsese.

Der «Basler Nietzsche»: Original-Dokumente aus dem Nachlass

Eine kleine Vitrinen-Ausstellung in der Universitätsbibliothek gibt Einblicke in das Leben, Denken und Schaffen von Friedrich Nietzsche in Basel. Der grösste Teil seines literarischen Nachlasses wird heute im Goethe- und Schiller-Archiv der Klassik Stiftung Weimar aufbewahrt. Dort findet am 25. August auch der offizielle Festakt der UNESCO-Auszeichnung statt. Aber auch in Basel hat Nietzsche viele Spuren und bedeutende Schriften hinterlassen. In der Universitätsbibliothek werden Manuskripte, Briefe und persönliche Dokumente aufbewahrt, die unter anderem von Franz Overbeck, Jacob Burckhardt und Meta von Salis gesammelt wurden, und allesamt digital auf e-manuscripta.ch verfügbar sind. Im Staatsarchiv Basel-Stadt werden sein Reisepass und alle Unterlagen zur Basler Lehrtätigkeit aufbewahrt sowie seine berührende Basler Krankenakte von 1889, die inzwischen vollständig digitalisiert öffentlich vorliegt.

Immer in Bewegung

Lange bevor die Sportwissenschaft zu ähnlichen Ergebnissen kam, erkannte Nietzsche, dass die physische Bewegung die geistige anregt: «So wenig wie möglich sitzen; keinem Gedanken Glauben schenken, der nicht im Freien geboren ist und bei freier Bewegung […]», schrieb der Philosoph in seinem Werk Ecce homo. Diesem Umstand trägt Martina Kuoni von Literatur|spur mit ihrem Stadtrundgang Rechnung. Sie nimmt uns mit zu Orten, die für Nietzsches Zeit in Basel bedeutsam waren.

Für Rückfragen

Dr. David Marc Hoffmann, Germanist
david@hoffma.ch

Martina Kuoni, Literatur|spur
kuoni@literaturspur.ch
079 798 53 54

Postkarte von Friedrich Nietzsche an Franz Overbeck, Turin, 9. Oktober 1888.

Postkarte von Friedrich Nietzsche an Franz Overbeck, Turin, 9. Oktober 1888. (UB Basel, NL 53, B III 1, 217).

Brief von Friedrich Nietzsche an Jacob Burckhardt, Turin, 6. Januar 1889. (UB Basel, NL 13, 18).

Brief von Friedrich Nietzsche an Jacob Burckhardt, Turin, 6. Januar 1889. (UB Basel, NL 13, 18).

Friedrich Nietzsche: Der Fall Wagner, Manuskript 1888. (UB Basel, NL 200, II 1).

Friedrich Nietzsche: Der Fall Wagner, Manuskript 1888. (UB Basel, NL 200, II 1).

Johannes Grützke: A. Böcklin, J. J. Bachofen, J. Burckhardt und F. Nietzsche auf der Mittleren Rheinbrücke in Basel, 1970

Johannes Grützke: A. Böcklin, J. J. Bachofen, J. Burckhardt und F. Nietzsche auf der Mittleren Rheinbrücke in Basel, 1970, Öl auf Leinwand, 253x331 cm, Reproduktion (Öffentliche Kunstsammlung Basel). Foto: © Foto Hoffmann

Nach oben