swissbib war der Katalog und Datenhub aller Schweizer Hochschulbibliotheken, der Schweizerischen Nationalbibliothek, zahlreicher Kantonsbibliotheken und weiterer Institutionen. Das swissbib-Team der UB Basel berichtet über die Wegmarken beim Aufbau dieser datenbasierten Serviceplattform.
Die Reise des swissbib-Projekts startete im April 2008, nachdem die UB Basel im Rahmen des nationalen Innovations- und Kooperationsprojekts e-lib.ch überzeugend das Konzept eines Metakatalogs der schweizerischen Hochschulbibliotheken und der Schweizerischen Nationalbibliothek der Generation Bibliothek 2.0 einbringen konnte. Mit diesem Ansatz beabsichtigte sie, der immer stärker werdenden Konkurrenz für die Bibliotheks-Opacs (Webschnittstellen der klassischen integrierten Bibliothekssysteme wie das bekannte Aleph) durch die neuen Suchmaschinen mit moderner Technologie entgegenzutreten. Damit sollte auch die schon länger diskutierte und teilweise beklagte heterogene Schweizer Verbundlandschaft vereinheitlicht und dadurch gestärkt werden. Anpassung an die digitale Transformation Die erste Generation der Infrastruktur für dieses Grossprojekt wurde im Rahmen einer weltweiten Ausschreibung nach GATT-Kriterien streng evaluiert. Dabei konnte die amerikanische Firma OCLC als eine der weltweit bekannten Anbieterinnen von Software für Bibliotheken unsere Kriterien für eine flexible Lösung (nicht nur eines Produkts) am besten erfüllen. Dem swissbib-Team war damals schon klar, dass eine Lösung nur dann erfolgreich sein kann, wenn sie in der Lage sein würde, sich dem permanenten Wandel durch die digitale Transformation schnell anzupassen.
Nach nur einjähriger Aufbauzeit wurde der Service swissbib im Februar 2010 den Nutzer*innen zur Verfügung gestellt. Nicht nur die technische Basis des neuen Service folgte den aktuellen Standards, auch den Erwartungen unserer Nutzer*innen sollte mit einer modernen Oberfläche entsprochen werden. Bereits für die erste Generation implementierten wir deshalb, zusammen mit einer bekannten Schweizer Designfirma aus Zürich das User Interface des neuen Discovery-Services. (Als klickbare Wireframes sind diese Ursprungsversionen wie in einem digitalen Museum heute noch nutzbar). Dieses neue Design trug wesentlich dazu bei, die «Marke» swissbib zu etablieren.
Erweiterungen und Anpassungen sowie neue Komponenten und Services in schneller Abfolge sind bis zum jetzigen Tage die DNA des Projekts. Hier in aller Kürze eine Auswahl an Schlaglichtern:
Fortlaufende Weiterentwicklungen sind eine Facette des Projekts. Parallel dazu musste für einen stabilen produktiven Betrieb mit hohem Benutzer*innenaufkommen gesorgt werden. Hier nur eine konservativ geschätzte Kennzahl: Bei durchschnittlich 200 000 Datenupdates pro Tag von zuletzt 30 Datenquellen bezogen auf eine Sechs-Tage-Woche bearbeitete die swissbib-Plattform in zehn Jahren rund 625 Millionen Events als Grundlage für verschiedene Services. Dem swissbib-Team sind nur ganz wenige von Nutzer*innen wahrgenommene Unterbruchzeiten bekannt.
Das Wissen im Umgang mit Daten, sowohl konzeptionell als auch softwaretechnisch, ist die tragende Basis aller swissbib-Dienste. Nach Überzeugung des Teams benötigen die zukünftigen innovativen Dienste von Bibliotheken diese Kompetenz, wenn sie innerhalb der weiter voranschreitenden digitalen Transformation wahrgenommen werden wollen. Ein Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des Projekts war deshalb die Konzeption und Weiterentwicklung unserer Datenplattform mit Softwarekomponenten aus dem Open-Source-Big-Data-Umfeld und Überlegungen, wie Nutzer*innen in Zukunft mit den von uns zur Verfügung gestellten Informationen interaktiver und nicht nur mittels eines Discovery-Services umgehen können. Dabei können auch Methoden des Maschinellen Lernens, wie wir sie 2020 in einem Prototyp erstmals zu evaluieren begannen, herangezogen werden.
Die Erfahrungen aus dem Projektalltag und unsere Überlegungen zur Architektur von Datenplattformen für innovative Zukunftsservices der Bibliotheken haben wir in all den Jahren in vielen Präsentationen, Daten-Hackathons und Artikeln gesammelt und vermittelt. Daraus hat sich im Laufe der Zeit ein gutes Netzwerk mit vielen schönen persönlichen Kontakten entwickelt. In den letzten zwei Jahren konnten wir mit diesem swissbib-«spirit», der sich in den vergangenen zwölf Jahren entwickelt hat, erfolgreiche Proposals für aktuell durchgeführte Projekte wie memobase.ch oder swisscollections.ch einreichen.
Text: Günter Hipler und swissbib-Team
Bilder: zVg.
Zeichnung: Jacqueline Martinelli