Homeoffice in der Katalogisierung

In Zeiten von Corona wurde Homeoffice immer wieder empfohlen oder vorgeschrieben. Für die Formalerschliessung war dies eine besondere Herausforderung.

Bücherkurier
Homeoffice

Seit rund zwei Jahren wird unser Arbeitsalltag geprägt von der Corona-Pandemie. Mitte März 2020 wurde von der Universität Homeoffice «wann immer möglich dringendst empfohlen». In der Formalerschliessung liess sich das nicht so einfach umsetzen.

Bücher zur Katalogisierung mit nach Hause zu nehmen, war zu dieser Zeit noch kein Thema. Also wurden möglichst viele Mitarbeiter*innen mit seitenlangen Bereinigungslisten eingedeckt, die zuhause bearbeitet werden konnten. Sogar in Südkorea wurden Listen bearbeitet, nämlich von einer Kollegin, welche die ersten beiden Wochen ihres Urlaubs in Einreise-Quarantäne verbringen musste.

Gleichzeitig mit der Einführung der neuen Bibliothekssoftware Alma Anfang Dezember 2020 spitzte sich die Corona-Situation erneut zu. Der Bundesrat verordnete Mitte Januar 2021 eine Homeoffice-Pflicht. Aufgrund der sechswöchigen Übergangsphase zur neuen Bibliotheksplattform swisscovery im Herbst 2020 hatten sich in der Formalkatalogisierung enorme Restanzen gebildet. Deren Bearbeitung hatte oberste Priorität, was mit der Homeoffice-Pflicht schwierig zu vereinbaren war. Bücher für einen Arbeitstag können noch mit dem Auto, Velo oder Tram transportiert werden, aber für mehrere Tage wird das schwierig.

Da kam die Idee eines Bücherkurierdienstes fürs Katalogisierungspersonal im Homeoffice auf. Der Vorschlag stiess innerhalb der Abteilung auf grosses Interesse. Auch die Direktion hatte sofort ein offenes Ohr dafür. Ein motivierter Fahrer fand sich schnell, und die UB schloss ein Mobility-Abonnement ab – damit waren Versicherungsfrage sowie Kilometer und Benzinabrechnungen sauber und einfach gelöst.

Ziemlich knifflig war es, alle Kolleg*innen mit ihren unterschiedlichen Arbeitszeiten im Homeoffice mit nur zwei Fahrten abzudecken. Aber schliesslich standen die Routen fest, und der Bücherkurier fuhr jeweils am Montagvormittag und Dienstagnachmittag seine Runde: Erste Station war stets die UB, wo die Kolleg*innen ihre vorbereiteten Bücherkisten bereitgestellt hatten. Die Kisten durften nur mit dünnen und leichten Büchern befüllt werden. Grosse Bildbände und schwere Wälzer waren tabu. Pro Tour kamen so zwischen vier und sieben Transportkisten zusammen.

Jetzt wurden alle zuhause besucht. Die Boxen mit den unbearbeiteten Büchern wurden gegen diejenigen mit den bearbeiteten ausgetauscht und weiter ging die Fahrt. Am Schluss jeder Tour brachte der Kurier die Bücher aus dem Homeoffice zurück an die UB. Jede*r musste mindestens einen Tag pro Woche vor Ort arbeiten, damit die bearbeiteten Medien ausgepackt, weitergeleitet und neues Material fürs Homeoffice eingepackt werden konnte.

Bald fuhr der Bücherkurier auch noch eine zusätzliche Tour fürs Katalogisierungspersonal der UB Wirtschaft. Mit der Aufhebung der Homeoffice-Pflicht Mitte August 2021 wurde der Kurierdienst nach 29 Wochen und rund 3000 Kilometern Fahrtweg eingestellt.

Text: Barbara Grob; Bilder: zVg